RKW BW Ratio Kompakt 2_2019
Foto: Frankenstein Präzision
„Man muss das Unternehmer-Gen haben“
Die Unternehmerin Katja Sator führt ihre Firma kooperativ – auch durch schwieriges Gewässer
Eine Firma übernehmen, sich unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen behaupten, eine neue Führungskultur etablieren – das alles gelang Katja Sator bei Frankenstein Präzision auf der Schwäbischen Alb. Durststrecken inklusive.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So erging es den Beteiligten beim Stabwechsel bei Frankenstein Präzision in St. Johann-Würtingen. Der damalige Geschäftsführer Bernd Frankenstein suchte eine Lösung für seine Nachfolge. Und weil die Rente eines gut schwäbischen Mittelständlers in der Firma steckt, wollte er sie verkaufen. Es kam anders als gedacht, denn am Ende kaufte sich die eigene Tochter, Katja Sator, ins Unternehmen ein. Sie hat nach eigenem Bekunden „das Unternehmer-Gen im Blut“ und wollte unbedingt in die Führung des väterlichen Unternehmens. Eigene Vorstellungen davon, was es bedeutet, eine Firma zu führen, hatte sie auch. Und so kam es, dass mit der neuen, jungen und weiblichen Geschäftsführerin ein neuer, kooperativer Führungsstil einzog im Hause Frankenstein.
Was Katja Sator dort nach der Übernahme erwartete, hatte es in sich. Diese fiel in die Zeit der Eurokrise mit all ihren Herausforderungen. Darüber hinaus gab es eine markante Abhängigkeit von einem Großkunden aus dem Automobilbereich. Zwei personelle Schicksalsschläge im Leitungsteam kamen erschwerend hinzu, als einer der Hoffnungsträger fürs Management und ein weiteres Mitglied der Führung unerwartet starben. Doch Katja Sator ließ sich von all dem nicht beirren, ging ihre Führungsaufgabe strategisch an und bewältigt sie bis heute in bewundernswerter Manier.
Für mich ist es eine Herzensangelegenheit
„Ich wollte weg vom patriarchalischen Führungsstil und kooperativ führen“, berichtet sie. „Da braucht es eine Gabe zu guter Kommunikation und viel Empathie. Für mich ist gute Führung eine Herzensangelegenheit!“ Klar ist: Menschen, die es nicht gewohnt sind, kooperativ geführt zu werden, muss man darauf vorbereiten. Sie brauchen eine Hinführung da-rauf, eigenverantwortlich zu handeln. Ein Industrie-Meister beispielsweise bringt solche Qualitäten nicht unbedingt mit. „Insofern braucht es die Führungskraft als Coach, der agiert wie ein Trainer und der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin unterstützt, ihre Stärken zu stärken und ihre Schwächen zu kompensieren“, beschreibt Katja Sator ihren Ansatz.
Der RKW BW-Fachberater Berthold Rall begleitet das Unternehmen schon seit einigen Jahren. Anfänglich war die Optimierung der Produktion eines der Beratungsthemen: Wie kommt der Auftrag rein, wie lange ist die Durchlaufzeit, wo gibt es Potenziale ? Die Methoden und Tools aus der Lean-Philosophie fielen bei Frankenstein auf fruchtbaren Boden: „Die Firma ist sehr, sehr offen und wissbegierig, deshalb hatten wir eine gute Perspektive für den Erfolg der Beratung“, berichtet Berthold Rall. Eine hohe Auslastung der Maschinen und die Vermeidung von Verschwendung sind Ziele, die immer aktuell bleiben und permanent verfolgt werden müssen. Kurze Standzeiten und schnelles Umrüsten sind das A und O für die Effizienz.
Mittlerweile verschiebt sich die Beratung durch das RKW BW in Richtung Coaching und Begleitung der Führungskräfte im Unternehmen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ beschreibt Berthold Rall das Prinzip, dem es wichtig ist, dass die von ihm gecoachten Manager „das Gelernte adaptieren können“, um sich weiterzuentwickeln: „Wir profitieren voneinander“, bringt es Katja Sator auf den Punkt.